Dienstag, 1. September 2015

Eine schicksalhafte Liebeszene



Eine schicksalhafte Liebeszene

Im Jahre 1965 nahm in einem kleinen Dorf im Osterzgebirge zum Schuljahresbeginn eine neue Lehrerin ihren Schuldienst in der Mittelstufe auf. Sie war jung, ungebunden, wie es damals hieß,  etwa 32 Jahre alt, groß, gut gebaut und eines der hübschesten Fräuleins im  Ort.
Wir Jungs, die bei ihr Mathematik hatten, freuten uns bei solch einer Klasse-Lehrerin Unterricht zu haben. Die anderen Jungs, vor allem die, aus den höheren Klassen fragten uns manchmal nach ihr, woraus ich schlussfolgerte, dass sie wohl neidisch waren.  Hihihi!

Wie überall im Leben, merkten wir in unserer Klasse bald, alle angenehmen Dinge haben auch ihre Schattenseite. Sie ging ziemlich streng mit uns um. Später war sie nur noch nett, oder verstand nur dann Spaß, wenn wir „lieb“ waren. So etwas hält doch keiner auf Dauer aus! Das Blödeste an unserer attraktiven Lehrerin war jedoch ihr Freund. Es wäre vielleicht etwas anderes gewesen, wenn sie ihn mit hier her gebracht hätte. Nein, er stammte aus dem Nachbarort, einer kleinen Klitsche, genauer gesagt, nur einem Ortsteil unserer Gemeinde.
Meiner Meinung nach, kam er viel zu oft herüber und zeigte sich überall mit ihr. Händchen haltend! Wie im Kindergarten! Die beiden waren auch bei den Erwachsenen das Gesprächsthema Nummer 1. Es hieß: Die neue Lehrerin, Elke Neumann und Heimanns Seppl der Treckerfahrer. Naja! Ob das was wird?

Meine Paten-Tante Frieda – unsere Hauswirtin - kam an einem sommerlichen Samstag, gegen Mittag außer sich nach Hause gelaufen und erzählte jappsend meiner Mutter.
Sie war Wäsche mangeln und hatte sich dabei mit Leuschkes Linda, unserer Dorfzeitung über die neue Lehrerin unterhalten. Auf dem Heimweg musste sie an deren Wohnung vorüber, schaute natürlich interessiert nach oben und da sah sie das, was sie so erhitzte. „Jetzt poussiert die Neumann Elke beinahe nackich auf ihrem Balkon mit dem Kerl – Na, Du weißt schon, wen ich meine - herum und das in aller Öffentlichkeit. Unglaublich! Was sollen denn die Kinder da bloß denken? Und vor allem, was können sie von der da schon lernen?“

Obwohl ich schon 11 Jahre alt, also  kein kleines Kind mehr war, hätte ich ihr das sagen können. Ich ließ es jedoch bleiben. Anstatt dessen sauste ich sofort, voller Neugier mit dem Rad in einem Affenzahn zu meinem Schulkumpel Holger, der in direkter Nachbarschaft zur Lehrerin wohnte, um zu sehen, was da passiert. Ich erzählte ihm atemlos, dass die schnuckelige Lehrerin nackig irgendwas auf dem Balkon macht. Also schlichen wir beide zum Holunderbusch, der über die Grundstückmauer ragte und kletterten soweit nach oben, dass wir gerade über die Brüstung lugen konnten. Obwohl die Deckung gut war, trauten wir uns nicht weiter und sahen daher kaum etwas von den beiden. Die Phantasie schmückte die Szene in unseren Köpfen sicher entscheidend aus. Ich konnte also das Fräulein Neumann mehr erahnen als durch das Blattwerk deutlich erkennen. Heute meine ich sie wirklich ganz gut gesehen zu haben. 

Sie trug eines dieser neumodischen Bikinis, weiß mit kleinen Blümchen. Naja! Nackig war sie nicht. Da hatte die Tante übertrieben. Aber trotzdem sah sie einfach toll aus und dann noch diese sportlich gebräunten Arme und Schultern.
Die zwei saßen sich ganz nah gegenüber und waren miteinander beschäftigt. Sie hielten sich an den Händen und sprachen leise, glucksend miteinander. Das heißt, sie tuschelten sich gegenseitig  etwas ins Ohr und kicherten kindisch darüber. Es war leider kaum etwas zu verstehen. Dann schauten sie sich lange schweigend in die Augen. Bis plötzlich Bewegung in beide kam und sie sich ausgiebig küssten, richtig mit Umarmung und sogar mit Zunge.
Holger und mir vielen beinahe die Augen heraus.  Aber es kam nicht dazu; denn der Kerl schob sich vor sie ins Bild. Sie verschwanden beide nach unten aus dem Sichtfeld. Dadurch war überhaupt nichts mehr zu erkennen. Es war zum Verzweifeln. Eifersucht und Empörung packte uns nun. Mein Kumpel flüsterte noch gepresst: „Hast Du gesehen? Der ist ja hinten am Kopf fast kahl!“ „Und eine Wampe hat der auch!“ fügte ich mit Genugtuung hinzu. “Was ist denn nun los? Was machen die denn da auf dem Fußboden? Der soll sich in sein Dorf scheren und sich da um die Hühner kümmern!“

Man muss wissen, unser Dorf lag im „Tal der Ahnungslosen“! Vielleicht hatte das es etwas damit zu tun, dass sich unsere Leute ein wenig provinziell benahmen. Wir fühlten uns aber gar nicht so.

Die Welt ist ungerecht! Es war bitter, nichts gegen den doofen Seppl aus dem Nachbardorf unternehmen zu können. Diese Machtlosigkeit, einfach bitter! Darüber waren wir uns absolut einig.  Der ist halt älter und stärker. Eins tröstete uns ein wenig: Irgendwann ist der alt, aber wir noch nicht. Dann werden wir stärker sein! Und dann soll er mal kommen!

Ich wusste von Holger, seine Schwester ging mit Seppls Schwester in eine Klasse. Die hatte ihr erzählt, dass die beiden Verliebten sich schon lange kennen, angeblich von Berlin her, aus der Hauptstadt.  Na, das war ja klar! Bei so was können wir natürlich nicht mithalten. Wie kommt so einer überhaupt dahin? Das wussten wir nicht.
Wie seine Schwester weiter erzählt hatte, litt er unter ganz schlimmem Schweißfuß! 
Recht so! Das war noch etwas, das man ihm ankreiden konnte.
Da half es ihm auch nicht, dass sein wirklicher Vorname „Joseph“ lautete. „Seppl“ war nur sein Spitzname. Egal! In unseren Augen war sein Ansehen so oder so im Eimer!


Warum erzähle ich Euch diese Geschichte? Die Ereignisse wirkten sich möglicherweise auch auf mein weiteres Leben aus; denn ich konnte Neumanns Elke danach gar nicht mehr so richtig leiden.  Wahrscheinlich brachte ich das ihr gegenüber auf die eine oder andere Weise zum Ausdruck. So richtig überrascht war ich daher nicht, als ihre Freundlichkeit und die erhoffte Zuwendung mir gegenüber in Stocken geriet. Das wurde mir geradezu schmerzlich klar, als beispielsweise herauskam, dass ich die anderen angestiftet hatte in der Pause eine kleine Ode an ihre “Hübschichkeit“ mit Kreide auf die Klassenzimmertafel zu schreiben. Vorsorglich schrieb jeder Junge ein Wort, um zu vermeiden, dass sie unsere Handschrift erkannte. Ein oder zwei mutige Mädchen beteiligten sich ebenfalls daran.
Der Text ging so:       
                                   „Bei Regen, oder Sonnentag,
                                   ob Wolken oder Hagelschlag,
                                   gleichgültig, wie das Wetter ist,
                                   es kräht der Hahn stets auf dem Mist:
                                   „Keine Rose, keine Nelke
                                   ist so schön, wie Seppls Elke!“

Alle Vorkehrungen waren umsonst.  Ohne nur einen Augenblick zu zögern, als sie anstatt des vorbereiteten Tafelbildes unser kleines Kunstwerk entdeckte, rief sie energisch: „Joachim! Du wischst sofort die Tafel ab!“.
Ich fand es allerdings übertrieben, wenn sie mir danach in Mathe meist nur eine 3 gab. Glücklicherweise hatten wir bei ihr nur dieses eine Fach, eventuell auch noch Musik.
Wer weiß das heute noch so genau?

Bald fand ich keinen rechten Gefallen mehr an ihrem Unterricht, wollte sogar einem Beruf, möglichst ohne Mathematik ergreifen und schleppte mich dennoch ganz gut durch das Abitur. Nur in einem Fach lief es allerdings nicht so prickelnd.
Irgendwann kam mir doch die Erkenntnis, Naturgesetze kann man nicht ignorieren!
So ein Vorhaben bringt nichts, sondern schadet eher. 

Von da an konzentrierte ich mich darauf, studierte danach und wurde schließlich - was denkt Ihr? Mathematiklehrer?
Nein! Wir sollten doch fürs Leben lernen, nicht für die Schule!
Inzwischen arbeite ich seit über 20 Jahren als Vermittler für private und gewerbliche Versicherungen und wir können gut miteinander leben, meine Mandanten und ich.

Sonntag, 16. August 2015

Mein Name ist Joachim Großmann. Ich bin selbständig als Versicherungs-Mehrfachagent tätig. Über 20 Jahre arbeite ich erfolgreich mit dem Finanzbüro Klauck & Stephan auf den Fachgebieten Vorsorge und Sachversicherungen im gewerblichen und privaten Bereich zusammen.

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